Rumänien / Karpaten → Auf Besuch bei Dracula…
Die meisten Menschen verbinden Rumänien, die Karpaten und vor allem den berühmten Borgo-Pass mit Dracula – einer fiktiven Blutsauger Figur. Und als ich mit meiner Familie eine Reise durch Rumänien machte, um Land und Leute kennen zu lernen, lag es natürlich nahe, die Heimat und das Domizil von Graf Dracula zu besuchen.
Doch die Reise begann viel früher – und zwar in Berlin. Von da aus fuhr ich mit meiner Familie (dazu gehören neben meiner Frau noch meine beiden Kinder im Grundschulalter). Zunächst ging es über viele Autobahnen und Landstraßen nach Budapest. Diese Stadt streiften wir jedoch aus Zeitgründen. Gut, dass wir eine ausführliche Reise dorthin noch hier auf XJour planen werden, um die vielen interessanten Stationen auf unserem Weg später einmal zu besuchen.
Von hier aus ging es über sehr viele Landstraßen, kurvige Gebirgsregionen und Gegenden, die ohne einen Geländewagen schlicht nicht passierbar sind, nach Rumänien, Sibiu, genauer gesagt; besser bekannt vielleicht unter dem alten Namen Hermannsstadt. Es fühlte sich irgendwie an wie eine Zeitreise in die Vergangenheit – auf den Straßen begegneten wir Kühen und Eseln, von Pferden gezogenen Lastkutschen und fühlten uns auf einmal zurückversetzt ins 19. Jahrhundert, auch wenn es in Sibiu selbst eher modern war und wir dort – wie aus Berlin bekannt – in einen Autostau gerieten – natürlich bei Nacht, als wir sowieso schon müde waren und einfach nur unser Hotel beziehen und schlafen wollten.
Dennoch war es anders als in Deutschland. Denn wir begegneten sehr aufmerksamen und gastfreundlichen Menschen, die sich teilweise mit Händen und Füßen (mangels Kenntniss einer gemeinsam verständlichen Sprache) mit uns austauschten und uns dabei sehr hilfsbereit und entgegenkommend begegneten. Als Deutscher ist man das ja nicht so gewohnt freundlich behandelt zu werden, wenn man versehentlich in eine falsche Straße einbiegt und dabei den ganzen Verkehr aufhält.
Nach einer Nacht erholsamen Schlafes und eines üppigen Frühstücks sollten wir dann endlich unserem Hauptziel – den Burgen und Schlössern in diesem Land näher kommen – dachten wir zumindest. Es dauerte dann doch noch wesentlich länger als erwartet, bis wir in diese berühmt berüchtigte Gegend gelangten, in der die Menschen nach wie vor noch sehr abergläubisch sind und hinter vorgehaltener Hand gruselige Begebenheiten aus der Gegenwart und Vergangenheit preisgeben. Auch wenn wir als Familie eher modern eingestellt sind, so bekamen wir doch den einen oder anderen Gruselschauer, der uns über den Rücken jagte bei diesen Geschichten, die brillant vorgetragen wurden und dabei so real klangen, als wären sie gerade gestern erst vorgefallen.
Und dann endlich – fuhren wir also über den berühmten Borgopass und erwarteten mit angehaltenem Atem, was uns dahinter erwarten würde…. Es war jedoch anders als erwartet. Viel Gegend, viele Dörfer, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint und jede Menge Burgen und Schlösser…. und jedes Dorf behauptet, es sei die Heimat von Graf Dracula – aus dem dann die Buch- und Filmvorlage für den faszinierend-gefährlichen Blutsauger sei. Und tatsächlich – jedes der alten Gemäuer, das wir zu Gesicht bekamen, hätte tatsächlich eine glaubwürdige Behausung für Graf Dracul oder Dracula, wie er besser bekannt ist, sein können.
Natürlich haben wir es uns als Familie mit zwei Kindern nicht nehmen lassen mehrere dieser alten Gemäuer zu besichtigen und uns dabei leicht gegruselt. Denn auch wenn Dracula nur ein Mythos bzw. eine fiktive Figur ist – Knoblauch konnten wir zu Hauf sehen. Auch wenn die Menschen hier sehr freundlich und offen sind, so bekreuzigen sie sich doch schnell, wenn es um heikle Themen geht. Manche Themen werden gar nicht erst angesprochen, bzw. mit einem „shhht“ totgeschwiegen. Ob das nur uns Touristen gegenüber so ist oder immer – das kann ich schlecht sagen. Jedenfalls hatten wir eine wunderbare Zeit in dieser Gegend und fanden auch die berühmte Burg Hunedoara – die wirklich sehr sehenswert ist. Meine Kids und ich wollten dort gar nicht mehr weg, weil es sooo spannend ist allein den Burghof und die Innenräume zu inspizieren.
Zum Glück ist die Gastfreundschaft auch hier sehr herzlich und das Essen unbeschreiblich gut. Sonst hätte meine Frau wohl ganz schon gemeutert, da sie alte Steine und Gemäuer jetzt nicht soooooo spannend findet. Es fand sich immer ein Kompromiss – zum Glück.
Neben dem Vampir-Mythos haben wir mehr durch Zufall am Wegesrand auf unserer Weiterreise ein altes Salzbergwerk gefunden, das zu einem Vergnügungspark umfunktioniert wurde. Ja, quasi ein Indoor-Vergnügungspark mit allem was das Herz begehrt: Riesenrad, Karussell, Zuckerwatte- und Popcorn-Buden und so weiter. Die Atmosphäre in diesem Raum ist schwer zu beschreiben – denn es ist einerseits durch fehlende Musik gespenstisch still, aber durch die Stimmen der Menschen mit unheimlich fremden Geräuschen, die die Phantasie beflügeln, erfüllt.
Der Ort heißt Turda – und in dieser natürlichen Höhle, die zwar dunkel und recht kühl ist, lassen heimlich in den Felsen gesteckte Leuchtmittel die Höhle in einem fremdartigen Licht erleuchten. So wirken die Fahrgeschäfte und die Buden dort zwar irgendwie vertraut und doch wieder befremdlich und anziehend zugleich. Man muss es erlebt haben, um es nachvollziehen zu können. Fotos können die Atmosphäre kaum wiedergeben. Denn das hier ist etwas ganz Besonderes. Und ein Abstecher hierhin lohnt sich auf jeden Fall.
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